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24.11.–2.12.2018

Fünf künstlerische Strategien mit und gegen den Wandel der Zeit

Five artistic strategies with and against the change of time
23.11.2018, 6.30pm

Mit Arbeiten von Sibylle Burla, Katalin Branner, Yvonne Christen Vagner, Walter Fröhlich und Alex Herzog
Kuratiert von Ronald Kolb

Fünf künstlerische Strategien mit und gegen den Wandel der Zeit |
Five artistic strategies with and against the change of time

With works by | mit Arbeiten von
Sibylle Burla, Katalin Branner, Yvonne Christen Vagner, Walter Fröhlich und Alex Herzog
Curated by | kuratiert  von Ronald Kolb
and with help by | und mit Hilfe von Kristina Grigorjeva & Marco Meuli

Opening | Eröffnung : 23 Nov. 2018, 18.30h
Exhibition | Ausstellung: 24 Nov.–2 Dec. 2018
Öffnungszeiten: Di–Fr: 16–19h, Sa–So: 14–17h | Opening Times: Tue–Fri: 4–7h, Sat–Sun 2–5h
or by appointment | oder nach Vereinbarung: info@oncurating.org

Diese Ausstellung ist Teil der Kunstszene Zürich 2018 |
This exhibition is part of the Zurich 2018 art scene.
www.kunstszenezuerich.ch/gastorte/on-curating-project-space/

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„Nature is not natural and can never be naturalized.“
Graham Harman

The Special Report of the UN Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), published in October 2018 and involving more than 90 researchers, evaluated around 6,000 studies from science and politics in recent years in order to arrive at an overall picture of man-made global warming and its consequences for humanity. The Council is not allowed to make any recommendations for action; it may only state what could happen if, for example, global warming rises above 1.5 degrees.

This fact has found its way into contemporary art with the much-discussed term Antrophocene. The term was originally coined by the chemist and atmospheric scientist Paul Crutzen in 2000 and describes the current historical epoch with mankind as the central factor of all processes on Earth. This supposedly arrogant sounding thesis is critically questioned by some artists, curators, and cultural researchers. In „Ecology without Nature“, for example, Timothy Morton proposes to ban nature as a concept from our thinking or to develop a different relation to the concept of nature.
The beautiful image of nature as something supposedly pure and unsoiled – in the geographical and subjective sense – vis-à-vis technology and culture – the constructed and man-made – basically prevents the view of a more complex coexistence between the two worlds. Nature should forever remain the Other that saves us – the exhausted subject seeks his rest in nature – or must be saved – the rescue of species, of the forest. In both scenarios, the individual and humanity are not part of this calculation, but separate from them.

Against this background, the exhibition wants to show artistic – and thus always extremely specific – strategies in a larger world context. The works stand in the tension between perpetual change and incompleteness on the one hand and the adherence to moments and states with „naturalized“ rules on the other.
The artistic practices of the five artists with their specific life concepts and backgrounds are expressed through the works on display. In addition, the complex connections and relations are negotiated with textual interventions in the exhibition space.

The installation works by Yvonne Christen Vagner deal with macro dimensions of the world (and the universe) and at the same time use elementary materials and digital images of star systems in the universe. Walter Fröhlich’s precise painting is embedded in his lifelong preoccupation with the Swiss glaciers and mountains. Each work is created over one day in a remote mountain location accessible only to hikers. Alex Herzog transforms found materials into pigments in order to use them as color in his installation works. His source materials pass through different states of aggregation until they are finally captured in his works. Sibylle Burla revises his own works on paper, reformulates them into new constellations and thus maintains the processual as modus operandi.
Katalin Branner’s engagement with language – showing that language is always under change – is closely related to her abstract illustrations and paintings, which at the same time often originate from old narratives. Reading a picture is also subject to our interpretation and agreed cultural norms.



Fünf künstlerische Strategien mit und gegen den Wandel der Zeit

Mit Arbeiten von Sibylle Burla, Katalin Branner, Yvonne Christen Vagner, Walter Fröhlich und Alex Herzog
Kuratiert von Ronald Kolb

»Nature is not natural and can never be naturalized.«
Graham Harman

Der im Oktober 2018 erschienene Sonderbericht des Uno-Weltklimarates IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) unter Beteiligung von über 90 Forscher*innen wertete etwa 6000 Studien aus Wissenschaft und Politik der letzten Jahre aus, um zu einem Gesamtbild der menschengemachten Klimaerwärmung und ihrer Folgen für die Menschheit zu kommen. Der Rat darf keine Handlungsempfehlungen aussprechen, er darf nur benennen, was passieren könnte, wenn die Erderwärmung beispielsweise über 1.5 Grad steigt.

In der zeitgenössischen Kunst hat diese Tatsache Einzug gefunden mit dem vieldiskutierten Begriff Antrophozän. Der Ausdruck ist ursprünglich von dem Chemiker und Atmosphärenforscher Paul Crutzen 2000 geprägt worden und beschreibt die aktuelle zeitgeschichtliche Epoche mit der Menschheit als zentraler Faktor aller Prozesse der Erde. Diese vermeintlich arrogant klingende These wird von einigen Kulturschaffenden kritisch hinterfragt. Timothy Morton schlägt beispielsweise in »Ecology without Nature« vor, Natur als Konzept aus unserem Denken zu verbannen bzw. ein anderes Verhältnis zu ihr zu entwickeln.
Das schöne Bild der Natur als etwas vermeintlich Reines und Pures – im geographischen und subjektiven Sinne – gegenüber Technik und Kultur – dem Konstruierten und Menschengemachtem – verhindert im Grunde die Sicht auf eine komplexere Koexistenz zwischen beiden Welten. Die Natur soll für immer das Andere bleiben, das uns rettet – das erschöpfte Subjekt sucht seine Erholung in der Natur – oder gerettet werden muss – die Rettung der Arten, des Waldes. In beiden Szenarien ist der Einzelne und die Menschheit nicht Teil dieser Rechnung, sondern steht getrennt von ihnen.

Vor diesem Hintergrund will die Ausstellung künstlerische – und damit immer äußerst spezifische – Strategien im grösseren Weltzusammenhang aufzeigen. Die Arbeiten stehen im Spannungsverhältnis von immerwährender Veränderung und Unabgeschlossenheit einerseits und dem Festhalten an Momenten und Zuständen mit »naturalisierten« Regeln andererseits.
Die künstlerischen Praktiken der fünf Künstler*innen mit ihren spezifischen Lebenskonzepten und Hintergründen kommen durch die ausgestellten Arbeiten zum Ausdruck. Darüberhinaus werden die komplexen Verbindungen und Zusammenhänge mit textlichen Eingriffen in dem Ausstellungsraum verhandelt.

Die installativen Arbeiten von Yvonne Christen Vagner beschäftigen sich mit Macro-Dimensionen der Welt (und des Universums) und verwenden zugleich elementare Materialien und und digitale Aufnahmen des Weltalls. Walter Fröhlichs präzise Malerei ist eingebettet in seine lebenslange Beschäftigung mit den Schweizer Gletschern und Bergen. Jede Arbeit entsteht über einen Tag an einem nur für Wanderer zugänglichen und abgelegenen Bergstandort auf. Alex Herzog transformiert gefundene Materialien zu Pigmenten, um sie wiederum als Farbe in seinen installativen Arbeiten einzusetzen. Seine Ausgangsmaterialien durchlaufen verschieden Aggregatszustände bis sie schließlich in seinen Arbeiten festgehalten werden. Sibylle Burla überarbeitet eigene Arbeiten auf Papier, reformuliert diese in neuen Konstellationen und erhält damit das Prozesshafte als Modus Operandi aufrecht.
Katalin Branners Auseinandersetzung mit Sprache – dem Aufzeigen, dass Sprache auch immer im Wandel ist – steht in enger Verbindung mit ihren abstrakten Illustrationen und Malereien, die zugleich oft von einer tradierten Narration stammen. Denn auch das Lesen eines Bildes unterliegt unserer Interpretation und vereinbarten kulturellen Normen.